In unserer Artikelserie „Wie Nutzer Webseiten wahrnehmen“ beschreiben wir wie Benutzer eine Website wahrnehmen und wie wir diese Wahrnehmung für unsere eigene Website nutzen können. Im ersten Teil dieser Serie haben wir die Wahrnehmung nach dem F-Schema beschrieben, die Jakob Nielsen im Rahmen einer Studie 2006 veröffentlich hat.
Dabei haben wir festgestellt, dass die Wahrnehmung der User immer ähnlich und vollkommen unabhängig davon ist, ob sie einen Onlineshop, eine Unternehmenswebsite oder einfache Suchergebnisse betrachten.
Den Benutzer durch die richtigen Elemente erreichen
Wenn wir wissen wo der Benutzer beim Betreten unserer Site hinschaut, wissen wir auch, wo wir die richtigen Elemente platzieren müssen. Aber was genau sind die richtigen Elemente? Sind es Produkte mit einer besonders hohen Marge, unsere Topseller oder die klassischen Sonderaktionen?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, schauen wir uns die Studienergebnisse der MediaAnalyzer Software & Research GmbH aus dem Jahr 2003 an. Das Unternehmen hat im Rahmen einer Studie untersucht, welchen Seitenelementen die User im Verhältnis zur Größe die meiste Aufmerksamkeit schenken. Dazu wurde die Fläche der Elemente mit der jeweiligen Beachtung ins Verhältnis gesetzt. Interessanterweise schenken die Benutzer Bildern und Icons viel Aufmerksamkeit, während redaktioneller Content im ersten Augenblick kaum beachtet wird.
Mit treffendem Bildmaterial den Benutzer gezielt abholen
Wir wissen nun wo der Benutzer hinschaut und somit auch wo welche Elemente platziert werden müssen. Außerdem wissen wir welche Seitenelemente mehr Aufmerksamkeit erhalten – Bilder, Fotos und Icons. Wer das noch nicht wusste und jetzt nach dem Hörer greifen und seinen Webdesigner anrufen möchte, sollte einen Moment warten. Denn die reine Platzierung von Bildmaterialien im Wahrnehmungsbereich des Nutzers reicht nicht aus. Bildmaterial ist nicht gleich Bildmaterial, was wir anhand einer weiteren Studie erläutern möchten.
Prof. Dr. Matthias M. Müller und Dr. Sören K. Andersen haben 2011 die Wirkung von Bildmaterialien auf Probanden untersucht. Dabei haben sie festgestellt, dass Fotos einen Betrachter emotional erreichen und dabei kurzzeitig die Leistungsfähigkeit seines Gehirns beeinträchtigen können. Die beiden Wissenschaftler ließen hierzu von den Probanden verschiedene Aufgaben am Computer lösen und zeichneten gleichzeitig ihre Gehirnströme auf. Zwischen den Aufgaben wurden die Testpersonen mit emotionalen Bildern konfrontiert. In der Folge konnten starke Leistungseinbrüche beim Lösen der Aufgaben festgestellt werden, die bis zu einer Sekunde andauerten. Neutrale Bilder hingegen können diesen Effekt nicht auslösen.
Diese Tatsache sollten wir uns als Betreiber einer Website bei der Auswahl von geeignetem Bildmaterial zunutze machen, denn so ist es möglich den Benutzer kurzzeitig, durch Emotionalisierung, an unser Motiv und damit auch an unsere Website zu binden.
Nach der Emotionalisierung folgt eine Interaktionsaufforderung
Da wir den Benutzer durch die Platzierung eines geeigneten Motivs auf unserer Seite gehalten haben, möchten wir ihn nun natürlich dazu bewegen weitere Informationen zu unseren Leistungen, Produkten oder Angeboten anzusehen. Dazu nutzen wir einen so genannten Call-to-Action – eine Interaktionsaufforderung. Wie wir diese ideal mit unserem Motiv kombinieren werden wir im dritten Teil dieser Artikelserie vorstellen.